Ein süßes Gift
Schon der Börsenaltmeister Andre Kostolany hat auf die hohe Bedeutung der Liquidität für die Entwicklung der Märkte hingewiesen. Wenn Geld im Überfluß vorhanden ist, sind die Menschen bereit mehr auszugeben. Die Preise steigen. Ist Geld dagegen knapp, sind wir sparsam und zurückhaltend mit Neuanschaffungen. Die Preise stagnieren oder fallen. Dieser Mechanismus kann auf alle Anlageklassen übertragen werden.
Aufgrund der universellen Bedeutung der Liquidität bzw. Geldmengensteuerung möchte ich an dieser Stelle Auszüge aus zwei älteren Beiträgen zitieren, die an Aktualität nichts verloren haben. Wer dem Anstieg der Märkte seit März / April fassungslos gegenübersteht, findet darin eine Erklärung. Wurde die Liquiditätsblockade erst einmal gelöst, suchen die Anlagegelder verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten und treiben die Preise hoch. Die Aktienmärkte waren die letzten Monate der größte Profiteur.
US-Notenbank gibt Gas: 1 Billion Dollar aus dem Nichts
(veröffentlicht am 20. März 2009 auf Value Stocks)
Nicht nur das die die US-Regierung den Finanzmarkt der USA komplett neu regulieren will, sondern auch die Notenbank feuert aus allen Rohren. Die USA stehen vor der größten Finanzmarktreform in ihrer Geschichte.
Eine Finanzspritze von rund einer Billion US-Dollar soll die Zinsen für Hypotheken- und andere Verbraucherkredite senken, Unternehmen und hoffnungslos überschuldete Verbraucher finanziell entlastet werden und dem vor dem Kollaps stehenden Immobilienmarkt unter die Arme gegriffen werden. Das angekündigte 1 Billion US-Dollar Geschenk sorgte für eine gute Stimmung an den Aktienbörsen:
- Ankauf langfristiger Staatsanleihen im Wert von 300 Milliarden US-Dollar im nächsten Halbjahr.
- Verdopplung des Ankaufsvolumens kurzfristiger Schuldverschreibungen von US-Unternehmen auf insgesamt 200 Milliarden US-Dollar.
- Aufstockung des Erwerbs hypothekenbesicherter Kredite um 750 Milliarden US-Dollar auf 1250 Milliarden US-Dollar.
- Das Term Asset Backed Securities Loan Facility Programm (TALF) zur Stützung der Märkte für Auto- und Studentenkredite sowie kleinerer Unternehmen könnte auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden.
Durch diese Maßnahmen werden viele Risiken in die Bilanz der Notenbank verlagert. Die Banken bekommen Luft zum atmen. Die Botschaft ist eindeutig: FED und US-Regierung sind zu allem bereit, um die Finanzkrise zu beenden. Ob es gelingt, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben, wird die Zukunft zeigen. Aber welche Wahl haben letztendlich die Akteure? Den angeschlagenen „Finanzjunkie“ in den harten Entzug zu schicken und damit den endgültigen Zusammenbruch des Finanzsystems zu riskieren, oder den „sanfteren“ Weg des schrittweisen Entzugs mit üppigen Finanzspritzen zu gehen? Ein Drahtseilakt. Wir haben das zweifelhafte Vergnügen, uns mitten im größten „Finanzmarktexperiment“ seit dem 2. Weltkrieg zu befinden.
[Abbildung oben: Die ungehemmte Kreditvergabe führte nicht nur an den Aktienmärkten zu Exzessen. Der laufende Bereinigungsprozess schafft eine solide Basis für die Zukunft – bis zum nächsten Exzess.]Wer gewinnt? Wer verliert?
Die Aktienmärkte jubelten am Tag der Verkündung des Maßnahmenpakets. Die Botschaft „wir tun alles, um das System zu retten“ sorgte für Zuversicht. Am US-Rentenmarkt fielen die lang laufenden Staatsanleihen um über 40 Basispunkte. Die sinkenden Zinsen und die Entscheidung der FED, den Leitzins in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent zu belassen, schmeckten dem US-Dollar nicht. Er gab nach.
Angesichts der rotierenden Geldpresse nehmen die Inflationsrisiken zu. Einige Kritiker vergleichen die aktuelle Situation mit der Hyperinflation zu Zeiten der Weimarer Republik in den 20er Jahren. Davon ist nicht viel zu spüren (außer im eigenen Geldbeutel), glaubt man den offiziellen Statistiken. Bisher versickert der größte Teil des frisch gedruckten Geldes in den Bilanzen der Banken, die es zur Stärkung der Eigenkapitalbasis verwenden. Mit Krediten wird nach den Erfahrungen des letzten Jahres geknausert.
Das Geld erreicht die Wirtschaft und Verbraucher nicht. Der Geldschöpfungsmultiplikator klemmt. Wenn es gelingt, diese Blockade zu lösen, stehen wir vor einer Neubewertung der Märkte. Schon der Börsenaltmeister Andre Kostolany pflegte Liquidität als Treibstoff für die Aktienmärkte zu bezeichnen. Achten Sie auf den Goldpreis. Das gelbe Metall gilt bekanntlich als Angst- und Inflationsbarometer. Die Chancen stehen gut, dass es auf die Flutung der Märkte heftig reagieren wird. (HIER können Sie die letzten Monetary Policy Releases der US-Notenbank einsehen.)
Ohne Moos nix los
(veröffentlicht am 3. April 2009 auf Value Stocks)
In meinem Beitrag „US-Notenbank gibt Gas: 1 Billion Dollar aus dem Nichts“ vom 20. März war ich darauf eingegangen, dass die exzessive Geldschöpfung verschiedener Notenbanken die Wirtschaft und uns Bürger (noch) nicht in dem erwarteten Umfang erreicht. Dabei hatte ich auf den „klemmenden“ Geldschöpfungsmultiplikator hingewiesen. Bisher verbleibt der größte Teil des frisch gedruckten Geldes in den Bilanzen der Banken, die ihre Eigenkapitalbasis auf eine solide Basis stellen müssen.
Im dem Beitrag schrieb ich weiter „wenn es gelingt, diese Blockade zu lösen, stehen wir vor einer Neubewertung der Märkte. Schon der Börsenaltmeister Andre Kostolany pflegte Liquidität als Treibstoff für die Aktienmärkte zu bezeichnen.“ Die Höhe der Liquidität in den Taschen der Verbraucher und Kapitalsammelstellen hat erhebliche Auswirkungen auf den zukünftigen Verlauf der Börsen. Wie im richtigen Leben gilt „ohne Moos nix los“.
Achten Sie auf die Tendenz des Geldschöpfungsmultiplikators und den Goldpreis. Das gelbe Metall gilt bekanntlich als Angst- und Inflationsbarometer.
Sehr schöner Artikel,
hätte ich im Dezember 08/Januar09 gewusst wie schnell sich die Märkte wieder erholen hätte ich glatt einen Kredit aufgenommen und in Aktien investiert. Wahnsinn was eine „Liquiditätsschwemme“ alles auslösen kann.