Lockruf des Geldes
Social-Trading heißt das Zauberwort. Gemeinsam anlegen und profitieren. Einfach, verständlich, für jederman. Das klingt faszinierend, aber zu schön, um wahr zu sein? Dazu und den Nebenwirkungen gleich mehr.
Was sind Wikifolios?
Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, den neuen Trend beim Traden zu kennen. Social-Trading, wie diese Idee heißt, hat sich zu einem echten Boom entwickelt und zieht immer mehr Anleger in seinen Bann.
Das Prinzip Wikifolio basiert auf einer Online Plattform, die erfahrenen Tradern die Möglichkeit gibt, ihre Strategien und Konzepte mit anderen Tradern zu teilen und zur Rendite eine Erfolgsprämie zu kassieren. Als Anleger können Sie die Trades von Wikifolio-Tradern einsehen und deren Strategie folgen, ohne selbst ein Konzept zu entwickeln.
Auf dem Weg zum eigenen Zertifikat
Wikifolio wurde in Wien gegründet und ist seit 2012 auch auf dem deutschen Markt aktiv. Gerade wird die Schweiz erschlossen. Weitere Länder sollen folgen. Als Nutzer legen Sie ein fiktives Musterdepot an. Wenn alle Voraussetzungen für den Status investierbar erfüllt sind, kann daraus ein Zertifikat gegossen werden. Das Wikifolio-Zertifikat wird mit eigener Wertpapiernummer an der Stuttgarter Börse notiert und ist auch über den Emittenten handelbar. So können andere Anleger es bequem über ihre Hausbank ordern.
Social-Trading – von erfahrenen Tradern lernen
Wikifolio basiert auf dem Trend, Trader zu kopieren und deren Strategien für eigene Trades beim Online Brokerage zu nutzen. Nicht nur Börseneinsteiger, sondern auch Börsenaffine sind von dieser Strategie angetan und haben Social-Trading zu ihrem persönlichen Highlight beim Online Trading erklärt. Transparenz und Seriosität gehören zum Anspruch des Unternehmens, das sich auf gemeinsame Investitionen zahlreicher Mitglieder stützt und innovativ an der Börse umsetzt.
Was gut läuft, muss funktionieren
Wikifolio feiert seinen dritten Geburtstag. Das ist doch schon mal was in unserer schnelllebigen Zeit! Was so gut läuft, muss funktionieren. Dessen sind sich Follower und Trader gleichermaßen sicher und haben in Österreich, Deutschland und der Schweiz bereits hunderte Millionen Euro in Wikifolio Zertifikate investiert. Schon das erste Quartal brachte Zahlen, die sich ohne weiteres als Break Even benennen lassen und die Branche aufhorchen ließen. Wo ist der Haken?
Risiken nicht unterschätzen
Social-Trading ist vor allem aufgrund der hohen Chancen und leichten Umsetzung beliebt. Doch ganz ohne Risiko können Sie auch bei Wikifolio nicht investieren. Seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass selbst der erfahrenste Trader kein Hellseher ist und sich in seinen Strategien irren kann. Ein Totalverlust kann niemals ausgeschlossen werden, weder bei Aktien noch bei Wikifolio.
Ihr Einsatz, bitte!
Anleger haben die Möglichkeit, sich schon mit kleinen Summen am Börsenwettkampf zu beteiligen und auf die Erfahrung anderer Trader zu vertrauen. Es gibt keine versteckten Kosten, da Transparenz groß geschrieben wird. Dank des Trader-Profils, der Beschreibung seiner Handelsidee und weiterer Angaben sollte man die Chancen und Risiken bereits vor der Investition abschätzen können. Soweit die Theorie. Leider ist das in der Praxis nicht so einfach. Es wäre auch zu schön, wenn es keine Nachteile gäbe. Dazu gleich mehr.
Keine Erfolgsgarantie
Man nutzt die (hoffentlich vorhandene) Erfahrung von Tradern und deren Handelsidee als Basis für eine 1:1 Kopie der Trades. Auch wenn sich Top-Trader seltener irren, gehen Sie bei der Auswahl behutsam vor. Behalten Sie im Hinterkopf, dass es anders laufen kann als geplant. Wie bei jeder Geldanlage gibt es keine Erfolgsgarantie.
Wikifolio – ja oder nein?
Es kommt wie immer auf die eigenen Präferenzen an. Wikifolio bietet einige interessante Ansätze für Aktienfans, die ausbaufähig sind. Viel wird davon abhängen, ob die Qualität der Trader und kopierten Strategien auf einem hohen Niveau etabliert werden können.
„Beste Trader“ = Glück oder Können?
Keine Frage, es besteht immer die Gefahr, dass schwarze Schafe der Herde zu schaffen machen oder Harakiri-Trader mit einer zufälligen spektakulären Performance locken – und dann mit den neuen Fans abstürzen. Hier muss das Wikifolio-Management knallhart durchgreifen und höchste Qualitätsstandards einfordern.
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser!
Der wichtigste Ratschlag ist vielleicht der, dass der „Follower“ sich über das favorisierte Portfolio intensiv informiert, es lange genug verfolgt und vor allem nicht „blind“ auf die eine Strategie vertraut. In einem Schönwetter-Börsenumfeld (Hausse) sehen alle Trader gut aus.
Bewährungsprobe kommt noch
Die Bewährungsprobe kommt mit der nächsten Baisse. Wer noch nie eine Baisse mit eigenem Geld durchlebt hat, wird sich wundern wie hart es werden kann. Oder wie es der Milliardär Warren Buffett formulierte:
Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer keine Badehose anhat.
Fazit: Die Vor- und Nachteile von Wikifolios
Die Aufzählung ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Für Anregungen, Hinweise und andere Erfahrungen wäre ich sehr dankbar! Gerne via Kommentarfunktion, sodass alle Leser etwas davon haben. Herzlichen Dank.
Die Chancen eines Wikifolios
- Intuitive Handhabung
- Vielfalt an Strategien
- Schon ab 100 Euro bequem nachbildbar
- Filtermöglichkeiten bei der Wikifolio-Suche
- Historie aller Wikifolios eines Traders
- „Kennenlernen“ über längeren Zeitraum
- Erfahrungsaustausch in der Community
- Lernkurve verkürzen
- Zeitersparnis
- Transparente Gebührenstruktur
- High Watermark
- Ausweiskontrolle der investierbaren Trader
- Real Money Status als Vertrauensbeweis
- Möglichkeit der Steuerstundung
- Entdeckung talentierter Trader
Die Risiken eines Wikifolios
- Emittentenrisiko
- Derivate statt echte Aktien
- Lascher Zertifizierungsprozess
- Preissetzung durch Drittpartei (Broker), nicht Börse
- Handelsidee wird nicht korrekt umgesetzt
- One-Man-Show – was, wenn der Trader keine Lust mehr hat
- oder durch höhere Gewalt ausfällt?
- Hohe zufällige Performance verführt Follower – Absturzgefahr nach Glückstreffern
- Stabilität der Handelsplattform in Extremzeiten?
- Eingeschränktes Anlageuniversum
- High Watermark gilt nur für das Kalenderjahr
- Gewinnabhängige Entlohnung kann zu riskantem Handeln verleiten
- Harakiri-Trades um Aufmerksamkeit zu erregen
- Glück wird mit Können verwechselt
- Gefahr der Alles-oder-Nichts Mentalität speziell bei Schieflagen
- Real-Money-Status nicht an investiertes Kapital geknüpft
- Keine Dividendenausschüttung (virtuelle Einbuchung)
- Ranglisten Bias zeichnet ein zu gutes Bild
- Vorzeige-Top-Trader führen zu unrealistischen Renditeerwartungen
- Ständige Erfolgskontrolle erforderlich
Änderung bei Derivaten auf US-Aktien beschneiden „wikifolio-Dividendenvorteil“: https://www.wikifolio.com/de/de/blog/aenderungen-us-quellensteuer
Derzeit kämpft wikifolio mit alten Kursdaten bei den Referenzportfolios (circa ein bis zwei Tage).
In der Vergangenheit kam es gelegentlich zu Störungen bei der Orderweiterleitung an L+S. Nach Auskunft arbeitet wikifolio an den Problemen.
Eine stabile Webplattform und belastbare Schnittstellen sind in meinen Augen unerläßlich für qualitatives Wachstum. Hier muss wikifolio am Ball bleiben!
Anmerkung: „Kostenvorteil“ Steuern & Dividenden
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a) Quellensteuer
b) Steuerstundung
„Die Dividenden einer Aktie werden dem Barvermögen (virtuelles Cash) des wikifolios hinzugefügt. Das führt zu einer Anpassung des Kurses des wikifolio-Zertifikats – kurz: Dividenden werden dem wikifolio gutgeschrieben.“ (Quelle: Wikifolio-Website v. 10.6.2015 unter FAQ
Ad a): Internationale Aktien werden häufig im Ursprungsland besteuert. Durch die obige Regelung kann sich der Anleger das aufwendige Verfahren der Quellensteuerrückerstattung bei Dividendenzahlungen ersparen.
Ad b): Der Zertifikatemantel bewirkt eine Steuerstundung, da die Kapitalertragssteuer in Deutschland erst beim Verkauf des Zertifikats anfällt. (Stand Juni 2015)
Die obigen Erläuterungen sind rein private Einschätzungen und dürfen nicht als Steuerberatung missverstanden werden. Für die Beurteilung dieser Situation empfiehlt sich ein Gespräch mit einem Steuerberater.
Weitere Tipps zu Dividendenaktien:
http://www.trading4living.de/3143/dividendenaktien-unverzichtbar-vermoegensbaustein/
Zwei weitere Kritikpunkte:
1. Legt der wikifolio Manager in sein eigenes wikifolio an, muss er die Performancegebühr entrichten und erhält nur einen Teil zurück.
2. Kein Wettbewerb bei den Transaktionskosten. Umschichtungen erfolgen mit (hohem) Spread zu den angebotenen Kursen von Lang & Schwarz.
Eine Anmerkung zur Transparenz
Es können bis zu acht Wikifolios angelegt werden. Eins ist erlaubt im Testmodus. Löscht der Trader das Test-Wikifolio, wird es nicht im Profil des Traders angezeigt. Es fehlt für die Beurteilung der Erfolgshistorie.
Ein Trader könnte so lange testen, bis er eine (zufällige) Top-Performance erzielt und es dann veröffentlichen. Die (vielen) Test-Fehlschläge fehlen für die Beurteilung.
Die Begrenzung auf ein Test-Wikifolio gleichzeitig relativiert den Kritikpunkt.