Überleben im Haifischbecken Börse
Frei nach Warren Buffett sollten zwei wichtige Regeln beachtet werden, wenn man langfristig an den Börsen überleben möchte:
- Regel eins lautet: Nie Geld verlieren.
- Regel zwei lautet: Vergesse nie die Regel Nummer eins.
Die überspitzte Formulierung kann man lascher formulieren in „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“. So abgedroschen die Phrase klingt, sie hat nicht an Bedeutung verloren. Auf der Jagd nach großen Gewinnen vergessen wir das schnell. Aber was nützen große Gewinne, wenn man sie an anderer Stelle wieder verliert, weil man vergeblich auf eine Kurserholung hofft?
Drei Fragen
Bei jeder Anlageüberlegung stehen drei zentrale Fragen im Vordergrund:
- Was ist zu tun (kaufen oder verkaufen)?
- Wann ist es zu tun (Timing)?
- Wie viel soll investiert werden (Money Management)?
Die erste Frage wird durch die richtige Kursprognose beantwortet. Ist die Prognose falsch, bleibt nur zu hoffen, dass durch die richtige Umsetzung der Fragen zwei und drei der finanzielle Schaden begrenzt wird. Die technische Analyse ist gegenüber der fundamentalen Einschätzung bei der Wahl des idealen Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt vorrangig (Timing). Die dritte Frage bezieht sich auf die Allokation von Kapital. Dabei werden Aspekte wie Risikokontrolle, Diversifikation oder Portfoliomanagement berücksichtigt. Das richtige Money Management ist ein wesentlicher Schlüssel für den Börsenerfolg. Umso erstaunlicher ist die geringe Aufmerksamkeit, die dieser Disziplin gewidmet wird.
Gewinnen, auch wenn man oft falsch liegt
Die besten Trader verdanken ihren Erfolg nur einem kleinen Anteil der durchgeführten Transaktionen. Das sie dennoch per Saldo ein Plus erwirtschaften, liegt an einem ausgewogenen Gewinn-/Verlust-Verhältnis. Für jeden Trade wird ein Gewinnziel formuliert, das ins Verhältnis zum maximal akzeptierten Verlust gesetzt wird. Das Gewinnpotenzial sollte dreimal so hoch sein wie der maximal akzeptierte Verlust. Dahinter steht die Maxime „Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen“. Es ist besser, einen Verlust zu realisieren, als von der Hoffnung zu leben, dass die Aktie wieder steigt. Einstandskurse zu verbilligen birgt ein großes Risiko – oft wird gutes Geld schlechtem hinterher geworfen.
Nie ohne Notnagel
Verwenden Sie immer Stop-Loss-Limite (je nach Handelsobjekt mental oder an der Börse platziert). Bedenken Sie, dass ihr Favorit bei einem Kursrückgang von 50 Prozent um 100 Prozent steigen muss, nur um den Einstandskurs zu erreichen. Ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse. Sobald der Kursverfall gestoppt ist, kann der Wert wieder ins Depot genommen werden. Vorausgesetzt, die Perspektiven stimmen noch.
Verluste gehören dazu, aber halten Sie sie klein.
Räumen Sie gnadenlos auf
Prüfen Sie kritisch ihr Wertpapierdepot. Befinden sich darin nervige Verlustbringer, die zu Hoffnungswerten umdeklariert wurden? Liegen diese womöglich schon Jahre am Boden? Tröstet nur eine üppige Dividende über das Kursdebakel hinweg? Machen Sie Kehraus. Zwar könnte das Ego darunter leiden, aber für den Geldbeutel ist es besser. Denken Sie daran, dass sonst das Geld für chancenreichere Aktien blockiert wird.
Verlierer-Aktien sind extrem kostspielig
Betrachten Sie dazu den Chart mit dem Performancevergleich zwischen der damals „angesagten“ Deutschen Telekom und dem „Langweiler“ Colgate-Palmolive. Rechts können Sie die Gewinnentwicklung (respektive Verlust) seit dem Betrachtungszeitraum ablesen. Einmal mit Berücksichtigung der gezahlten Dividenden, im zweiten ohne Ausschüttungen.
Verlieben Sie sich nicht in eine „Verlustaktie“. Ziehen Sie rechtzeitig die Notbremse und schichten Sie um in bessere Aktien. Die Ausrede „dann realisiere ich einen Verlust“ gilt nicht.
Nur dank der Dividenden stehen Telekom-Erstzeichner mit Plus/Minus Null da. Ein schwacher Trost nach dreizehn Jahren. Bei dem Traditionskonzern Colgate-Palmolive wurde das Kapital im gleichen Zeitraum vervierfacht. Zufall? Wohl kaum. Werfen Sie einen Blick auf den Langfristchart von Colgate. Die Story ist nicht vorbei – zumindest so lange, wie Colgates Produkte Einzug finden in unseren Haushalt.