Bärenmärkte sind vielschichtig
Eine Definition für Baisse lautet, dass ein Markt mindestens zwanzig Prozent seit dem Kursgipfel verloren haben muss. Eine Beschreibung, die die Artenvielfalt im Bärengehege übersieht. Besser gefällt mir:
Bärenmärkte sind durch anhaltenden, massiven Abgabedruck gekennzeichnet, der zu deutlich tieferen Kursen führt. Fallende Hochs und Paniktiefs bis zur Kapitulation der letzten Optimisten.
Sie lässt Raum für eine differenzierte Anlagestrategie. Sogar in der schlimmsten Baisse gibt es Gewinneraktien. Sie sind nur selten und schwierig zu finden. Eine Herausforderung für erfahrene Börsianer. Eine nervenschonendere Variante ist die Flucht in Sicherheit: Cash und die Defensiv-Mannschaft auf dem Schlachtfeld.
Langes Vorspiel, finaler Knall
Ein Bärenmarkt fängt langsam an. Er wiegt alle in Sicherheit und schläfert die Anleger ein. Die Kurse konsolidieren lange auf hohem Niveau. Der große Knall kommt zum Schluss.
Eine Faustformel lautet, dass in den ersten zwei Dritteln der Zeit ein Drittel der Kursrückgänge geschehen, im letzten Drittel dagegen zwei Drittel der Kursrückgänge.
Was kann eine Baisse auslösen?
Der Milliardär Ken Fisher bringt es auf den Punkt. Er nennt in seiner Focus-Money Kolumne Nr. 46 vom 5. November 2014 zwei wesentliche Indizien für eine Baisse:
- Sind die Anleger euphorisch?
- Gibt es einen bedrohlichen, bislang unbekannten Faktor?
Alte, bekannte Ängste zählen nicht. Sie sind eingepreist. Es muss etwas Negatives mit großer Wucht die Weltwirtschaft oder Gesellschaft überraschend treffen. Eine Rezession in Timbuktu oder spezifische Probleme in einem Aktiensegment sind zu schwache Auslöser für eine globale Baisse.
Oder nur Korrektur in der Hausse?
Im Unterschied zu einer globalen Baisse treten Korrekturen unerwartet und heftig auf. Einbrüche von durchschnittlich zehn bis fünfzehn Prozent können genauso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Aktuelle Ereignisse werden als Sündenbock benannt. Häufig sind sie nur der Katalysator für eine fällige Abkühlung des Aufwärtstrends. Emotionen statt fundamentale Schlaglöcher mit globalem Tiefgang.