Wie Studenten die „großartigste Firma der Welt“ überführten
Eine kleine Formel half dabei. Doch der Reihe nach. In einem früheren Beitrag wurde der Altmannsche Z-Faktor besprochen. Der Beneish M-Score verfolgt ein ähnliches Ziel. Während der Z-Faktor die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Insolvenz beleuchtet, hilft der M-Score dabei eine vorsätzliche Gewinnmanipulation von Unternehmen aufzuspüren.
Sherlock Holmes der Bilanzen
Messod Daniel Beneish ist Finanzprofessor an der Indiana Universität in Bloomington. Er suchte nach einem Modell, mit dem er manipulierte Bilanzen entlarven konnte. Um sein Modell zu testen, durchleuchtete er im ersten Schritt alle in der Datenbank Compustat gelisteten Unternehmen (1982 bis 1992). Weitere Untersuchungen folgten. Die letzte Auswertung stammt aus dem Jahr 2008.
Hohe Trefferquote
Mit dem Beneish M-Score konnten in der Auswertung 76 Prozent aller Unternehmen überführt werden, die ihre Gewinne manipuliert hatten. In nur 17,5 Prozent der Fälle lieferte das Modell eine ungerechtfertigte Warnung.
Studenten schlagen Alarm…
…während Standard & Poors Bestnoten vergibt!
Studenten der Cornell Universität, die das Scoring-Verfahren anwendeten, stießen im Jahr 1998 auf Unregelmäßigkeiten bei Enron. Ein US-Energieriese mit über 22.000 Mitarbeitern und Milliardenumsätzen.
Außen hui, innen pfui
Enron, die nach eigenen Angaben großartigste Firma der Welt, meldete 2001 Insolvenz an und musste sich wegen Bilanzfälschung verantworten. Die Gewinne wurden 1,2 Milliarden Dollar zu hoch ausgewiesen, während die Verbindlichkeiten um 30 Milliarden Dollar geschönt wurden. Enron ist kein Einzelfall, weitere werden folgen. Schützen Sie sich vor Bilanzfälschungen, aber wie?
Eine Formel gegen Trickser
Die ursprüngliche Beneish-M-Score Gleichung lautet:
M = -6.065 + 0.823*DSRI + 0.906*GMI + 0.593*AQI + 0.717*SGI + 0.107*DEPI
Die Formel wurde später um drei Variablen erweitert:
M = -4.84 + 0.92*DSRI + 0.528*GMI + 0.404*AQI + 0.892*SGI + 0.115*DEPI – 0.172*SGAI + 4.679*TATA – 0.327*LVGI
Abbildung oben: Die Abkürzungen der Variablen
Keine Angst, das muss man nicht alles selber machen! Dafür gibt es Programme und Dienstleister.
Die kritische Grenze
Das Ergebnis der Berechnung ist der Beneish M-Score. Ein Wert höher als -2,22 deutet auf Ungereimtheiten in der Bilanz hin. Ein tiefer Blick in das Zahlenwerk ist Pflicht. Lassen sich die Zweifel nicht ausräumen, Finger weg von einem Investment!
Kombination empfehlenswert
Mit dem Beneish M-Score lassen sich mit hoher Trefferquote Ungereimtheiten in der Bilanz aufspüren. Aber kein Modell ist vollkommen. Kombinieren Sie den Beneish M-Score mit weiteren Kennzahlen zur Beurteilung der Solidität. Mit dem Piotroski F-Score und dem Altman Z-Score stehen zwei bewährte Methoden zur Verfügung.
Quelle: Messod D. Beneish (1999): The Detection of Earnings Manipulation; Messod D. Beneish (2008): Identifying Overvalued Equity