Das Pawlow’sche Aktienbarometer
Aktiengewinne mit Ansage? Schön wärs! Manche Experten scheinen den Heiligen Gral der Geldanlage gefunden zu haben. Was Baron Münchhausen wohl dazu sagen würde? Ich gehöre dann wohl zu den Investoren, die seit dreißig Jahren ohne den sagenumwobenen Kelch im Börsendschungel klar kommen müssen. Natürlich gab es schwierige Phasen, aber unter dem Strich passt es.
Keine geheime Börsenformel, aber…
Verschwenden Sie keine Zeit mit der Suche nach einer angeblichen Börsenformel. Bleiben Sie realistisch und nutzen Sie die Zeit, um das tatsächliche Marktverhalten zu studieren. Es gibt Phasen, da ticken die Märkte nach bestimmten Mustern, die man für sich nutzen kann. Und manchmal sind diese Muster so stark, dass sie wie ein großes Geschenk an die Aktionäre sind.
Starke Pivot Ereignisse
Der Draghi- und Bernanke-Put ist ein solches Geschenk. Langjährige Leser meines Börsenblogs wissen was damit gemeint ist. Solche außergewöhnlichen Pivot Ereignisse können Märkte dominieren und diese lange nach oben treiben. Warum das funktioniert, zeigt ein Blick in die menschliche Verhaltensweise und ein Experiment mit russischen Hunden.
Russische Hunde und Börse
Der russische Physiologe Iwan Pawlow experimentierte vor einhundert Jahren mit hungrigen Hunden. Er zeigte ihnen Futter und kündigte das durch Klingeln mit einer Glocke an. Nach mehreren Wiederholungen lief den Hunden schon beim Läuten das Wasser im Munde zusammen, obwohl noch kein Futter in Sicht war. Die Hunde verknüpften das Geläut in Erwartung mit der Fütterung.
Tierische Gewinne auch bei Menschen
Was hat das mit der Börse zu tun? Das Phänomen des Pawlow’schen Reflexes sieht man seit Jahren im Zusammenspiel von Notenbanken und Anlegern: Ben und Mario versprechen Garantien, liefern frisches Geld, verteilen Beruhigungspillen – und schon laufen die Märkte wie geschmiert.
Nutzen Sie das Muster, solange es funktioniert. Spätestens wenn die expansive Geldpolitik zurückgefahren wird, verliert es an Bedeutung. Ein neues Pivot Ereignis tritt an seine Stelle.
Darauf möchten Sie sich nicht verlassen?
Kein Problem. Dann verlassen Sie sich auf erstklassige Unternehmen, die auch ohne den Notenbankzirkus Geld verdienen. Und zwar nicht nur kurzfristig, sondern es über viele Jahre bewiesen haben. Solche Unternehmen sind nach meinem Geschmack. Als Investor lege ich Wert auf ein solides Fundament und eine angemessene Entlohnung über den Aktienkurs. Langfristig.
Abbildung: Die Geschichte von O’Reilly Automotive beschreibt den amerikanischen Traum. Der Ersatzteilehändler Charles Francis O’Reilly verdiente viele Jahre lang als reisender Vertreter sein Geld. Daraus schmiedete er einen Milliardenkonzern, den heute fast jeder Amerikaner kennt. Kein spannendes Geschäft, aber lukrativ für die Aktionäre.