Märkte zittern
Gold fällt auf den tiefsten Stand seit drei Jahren, Silber legt eine Schippe drauf und die Aktienmärkte zittern. Was ist passiert und wie geht es weiter?
Jede Party endet einmal
Für Katerstimmung sorgte die Ankündigung der US-Notenbank (Fed), die Notenpresse voraussichtlich ab Herbst zu drosseln. Obwohl die Fed seit Wochen die Märkte auf den Schritt vorbereitet, reagieren die Börsianer wie ein Kind, dem man seinen Lieblingslutscher weggenommen hat. Viel Geschrei, aber das Leben geht weiter. Gleiches gilt für die Börse. Emotionen und Neubewertungen sorgen für attraktive Investmentchancen. Das war schon immer so.
Nicht das Ende, nur eine Neuorientierung
Dank der exzessiven Geldpolitik sind die Märkte länger und stärker gestiegen als es deren wirtschaftliches Fundament erwarten ließe. Jetzt haben die Börsen einen handfesten Grund für eine Korrektur. Ein reinigendes Gewitter, das die Spreu vom Weizen trennt. Kehren Sie der Börse nicht den Rücken. Seien Sie geduldig und achten Sie auf erstklassige Qualitätsaktien, die mit den Märkten korrigieren, aber Halt finden und zu steigen beginnen.
Müssen wir uns große Sorgen machen?
Ende Mai bzw. Anfang Juni hatte ich sechs Punkte genannt, warum wir uns bei einer Drosselung der exzessiven Geldpolitik nicht mehr Sorgen machen müssen als üblich. Die sechs Überlegungen lauteten:
- Der US-Notenbankchef ist ein exzellenter Kenner der großen Depression. Eine zu frühe Zinsanhebung und restriktive Geldpolitik führte damals zum Kollaps. Bernanke ist gewarnt und sensibilisiert.
- Von wegen Liebesentzug. Die Notenbank wird auf dem halben Weg keine Kehrwendung machen und alles Erreichte gefährden.
- Wenn die ersten beiden Punkte zutreffen, würde eine sukzessive Rückführung der expansiven Geldpolitik mit einer wirtschaftlichen Verbesserung einhergehen (Bernanke achtet besonders auf die US-Arbeitslosenzahlen).
- Folglich würde der Übergang von einer dominierenden Geldpolitik hin zu einer mehr von wirtschaftlichen Daten getragenen Börse neue Kursfantasie erhalten.
- Wenn die langfristigen Zinsen steigen, könnte endlich mehr Geld aus den Bankbilanzen in den Wirtschaftskreislauf fließen (indirekte Liquiditätsspritze). Warum? Derzeit ist die Zinskurve flach. Der Anreiz zur Kreditvergabe gering. Je höher die langfristigen Zinsen im Vergleich zu den kurzfristigen „Geldbeschaffungskosten“ notieren, desto größer die Zinsmarge für die Institute.
- Jeder spricht vom Tag X. Was jeder befürchtet, ist in den Kursen (weitestgehend) drin.
Was hat die Fed zwischen den Zeilen gesagt?
Neben all der Börsenprosa erscheinen mir zwei Aspekte entscheidend:
- Der Fuß wird vom Gaspedal genommen. Das ist keine Vollbremsung, sondern nur weniger expansiv.
- Die Fed toleriere einen moderaten Zinsanstieg bei den langfristigen US-Anleihen.
Der zweite Aspekt dürfte Aktienanleger besonders verschreckt haben. Sollte es aber nicht. Solange der Zinsanstieg moderat ausfällt, dürften die unter Punkt fünf genannten Effekte stimulieren.
Fazit: Stand der Dinge
Nach den jüngsten Äußerungen der Fed befinden wir uns an der Schwelle zu Punkt Nummer vier und spüren gerade das „weitestgehend“ in Punkt sechs.
Wenn Sie gerne langfristig anlegen, nehmen Sie sich Zeit und halten Sie nach echten Qualitätsaktien Ausschau. Aktien vom Schlage einer Novo-Nordisk, Fuchs Petrolub oder Church & Dwight, nur um drei Beispiele zu nennen. Warten Sie auf die Zeichen des Marktes. Erst wenn die Fesseln der Korrektur gesprengt werden und unternehmensindividuelle Probleme an Bedeutung verlieren, ist die Zeit reif. Geduld. Genießen Sie die schönen Tage des Sommers.
Abbildung: Novo-Nordisk, führend im Bereich Diabetes, aber drohende Steuernachzahlungen und die Marktkorrektur belasten den Kurs. Langfristig stimmen die Perspektiven.