Angst vor der Notenbank
Das könnte man glauben, wenn man einige Börsianer hört. Die Angst vor dem Liebesentzug durch die US-Notenbank geht um. Die FED könnte schon bald mit frischem Geld knausern. Liquidität ist der Treibstoff für die Märkte. Ist die Angst der Anleger berechtigt?
Japan am Tropf
Keine Frage, Liquidität ist wichtig für die Märkte. Ebenso die Notenbankpolitik. „Niemals gegen die Notenbanken“ heißt ein alter Spruch. Das kann ich nur bestätigen. Wie stark deren Einfluss auf die Kurse ist, erleben wir gerade spektakulär in Japan.
Müssen wir uns Sorgen machen?
Nicht mehr als sonst auch. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn sich keiner mehr um die Börse Sorgen macht. Was spricht dafür, dass der Tag X nicht so schlimm wird wie befürchtet:
- Der US-Notenbankchef ist ein exzellenter Kenner der großen Depression. Eine zu frühe Zinsanhebung und restriktive Geldpolitik führte damals zum Kollaps. Bernanke ist gewarnt und sensibilisiert.
- Von wegen Liebesentzug. Die Notenbank wird auf dem halben Weg keine Kehrwendung machen und alles Erreichte gefährden.
- Wenn die ersten beiden Punkte zutreffen, würde eine sukzessive Rückführung der expansiven Geldpolitik mit einer wirtschaftlichen Verbesserung einhergehen (Bernanke achtet besonders auf die US-Arbeitslosenzahlen).
- Folglich würde der Übergang von einer dominierenden Geldpolitik hin zu einer mehr von wirtschaftlichen Daten getragenen Börse neue Kursfantasie erhalten.
- Wenn die langfristigen Zinsen steigen, könnte endlich mehr Geld aus den Bankbilanzen in den Wirtschaftskreislauf fließen (indirekte Liquiditätsspritze). Warum? Derzeit ist die Zinskurve flach. Der Anreiz zur Kreditvergabe gering. Je höher die langfristigen Zinsen im Vergleich zu den kurzfristigen „Geldbeschaffungskosten“ notieren, desto größer die Zinsmarge für die Institute.
- Jeder spricht vom Tag X. Was jeder befürchtet, ist in den Kursen (weitestgehend) drin.