Gewinnen mit System?
An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein außergewöhnliches Analyse-Werkzeug vorstellen, mit dessen Hilfe Sie transparent und strukturiert interessante Investitionsmöglichkeiten finden können. Es basiert auf den Annahmen des Value Investing.
Unterbewertete Gewinner, überdurchschnittliche Renditen
Joseph D. Piotroski ist US-Wirtschaftsprofessor an der Universität in Stanford. In einer Studie aus dem Jahr 2000 stellte er fest, dass Unternehmen mit einem niedrigen Kurs/Buchwertverhältnis in der Lage sind, den Gesamtmarkt nach einer Erholung überdurchschnittlich zu schlagen. Um die aussichtsreichen Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden, entwickelte er das nach ihm benannte Screening-Verfahren, den Piotroski F-Score.
Die Vorgehensweise
Aus dem Gesamtmarkt wählte er zunächst die zwanzig Prozent der Unternehmen mit dem niedrigsten Kurs/Buchwert-Verhältnis (KBV) aus. Da ein niedriges KBV allein kein Garant für künftige Kurs- und Gewinnsteigerungen ist, unterzog er die Bilanzen der Unternehmen einer tiefergehenden Prüfung.
Der Neun-Punkte-Plan
Im Rahmen dieser Untersuchung definierte er die für ihn wichtigsten Bilanzkennzahlen und leitete hieraus neun Kriterien ab, die die Gewinner von den Verlierern trennen sollten. Verglichen werden die letzten beiden Geschäftsjahre.
- Nettogewinn > 0
- Operativer Cash Flow > 0
- Operativer Cash Flow > Nettogewinn
- Wachstum des Nettogewinns > Wachstum der Bilanzsumme
- Wachstum der Bilanzsumme > Wachstum der langfristigen Verbindlichkeiten
- Current Ratio (Liquidität 3. Grades) < Current Ratio des Vorjahres
- Anzahl der ausgegeben Aktien <= Anzahl der ausgegeben Aktien des Vorjahres
- Rohertrag > Rohertrag des Vorjahres
- Umsatzwachstum > Wachstum der Bilanzsumme
Für jedes erfüllte Kriterium gibt es einen Punkt. Je mehr Punkte, desto aussichtsreicher das untersuchte Unternehmen. Neun Punkte sind die Höchstzahl.
Punkt für Punkt zur Performance
Wählt man für ein Depot nur die Aktien mit der größten Punktzahl, so steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit signifikant an. Piotroski setzte bei seiner Untersuchung zusätzlich auf fallende Kurse bei den wenig aussichtsreichen Verlierern (null bis zwei Punkte) und erzielte durch diese Kombination einen Jahresertrag im zweistelligen Prozentbereich.
Ist der Piotroski F-Score perfekt?
Natürlich gibt es kein perfektes System. Die absoluten Werte werden bei den neun Kriterien nicht hinterfragt. Es wird lediglich bewertet, ob ein Gewinn erwirtschaftet wurde, aber nicht in welcher Höhe. Bei Grenzfällen ist es hilfreich, die absoluten Werte zu berücksichtigen.
Systematisch zum Erfolg
Der Piotroski F-Score ist ein dankbares Hilfsmittel, um nach einem Markteinbruch außergewöhnliche Aktien mit solidem Fundament zu ermitteln. Die selektierten Favoriten sollten im Einklang mit der persönlichen Anlagestrategie nach weiteren Gesichtspunkten untersucht werden. Die systematische Vorgehensweise ermöglicht eine Stärken-Schwächen-Analyse, um die Güte des Auswahlverfahrens zu überwachen.
Quelle: Joseph D. Pietroski – Value Investing: The Use of Historical Financial Statement Information to Separate Winners from Losers. Die Studie kann bei Scribd aufgerufen werden.