Pleiten, Pech und Pannen
Der Politik-Faktor dominiert weiterhin die internationalen Märkte. Fundamentaldaten spielen (noch) keine Rolle. Das Geschehen auf der Politik-Bühne macht der bekannten Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“ Konkurrenz. Bedauerlich nur, dass unser Wohlstand auf dem Spiel steht.
Es wurde viel geschrieben zur Schuldenkrise. Vielleicht geht es ihnen wie mir und sie können das allgegenwärtige Krisengerede nicht mehr hören. Deshalb in aller Kürze:
- Die Politik hat in zwei Jahren das griechische Schuldenproblem nicht in den Griff bekommen. Es müsste schon ein Wunder geschehen, dass es in den nächsten Wochen bei den Schuldengiganten Spanien, Italien und Frankreich gelingt.
- Die Europäische Zentralbank (EZB) muss schnellstmöglich handeln. Nur so können wir Zeit gewinnen für den nächsten Akt im Schuldendrama.
- Behalten Sie den Iran im Auge. Es mehren sich die Zeichen, dass nicht nur eine verschärfte wirtschaftspolitische Gangart an den Tag gelegt wird, sondern eine Militäraktion nicht ausgeschlossen werden kann.
Punkt drei ist noch zu spekulativ und trifft hoffentlich nicht ein. Deshalb erlauben Sie mir zu den Punkten zwei und drei folgende Anmerkungen:
Schulden mit Schulden bekämpfen?
Dummerweise scheint es leider momentan die einzige Möglichkeit zu sein, dem Schuldendomino vorübergehend Einhalt zu gebieten. Eine klare Aussage der EZB, die Anleihen der in Bedrängnis geratenen Staaten ohne Wenn und Aber zu stützen, könnte Vertrauen in die Märkte zurückbringen.
- So ließe sich die eskalierende Abwärtsspirale unterbrechen.
Die Notenbank verfügt über das Instrumentarium, die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Das würde Italien, Spanien, Frankreich und letztendlich uns helfen, nicht schon „morgen“ unter der Schuldentilgung zusammenzubrechen.
- Jeder Tag, der ohne ein klares Bekenntnis seitens der EZB vergeht, macht es schwieriger.
Das Versagen der Politik erzwingt von der EZB geradezu diese Handlungsweise. Im Klartext: Die EZB muss den Karren aus dem Dreck ziehen, den uns die Politiker eingebrockt haben – und muss sich dafür womöglich als Inflationstreiber von diesen beschimpfen lassen.
Vertrauensverlust wäre der Anfang vom Ende
Inflation wird tatsächlich zum Problem, wenn sich abzeichnet, dass eine außergewöhnlich expansive Geldpolitik unbegrenzt fortgeführt wird, ohne gleichzeitig die Schuldenproblematik wirkungsvoll an der Wurzel des Übels zu bekämpfen.
- Es muss klar kommuniziert werden, dass die lockere Geldpolitik nur zeitlich begrenzt durchgeführt wird.
Die EZB handelt schon…
…im Rahmen ihrer gegrenzten Möglichkeiten und kauft munter Staatsanleihen. Nur so ist erklärbar, dass die Zinsen für italienische Staatsanleihen unter die kritische Marke von sieben Prozent gedrückt wurden.
Verbal wehrt sich die EZB gegen eine massive Ausweitung der Stützungskäufe. Ich vermute, dass ist politisches Kalkül, da deren vorrangige Aufgabe Stabilitätspolitik ist und nicht exzessive „Gelddruckerei“.
Ich gehe davon aus, dass die EZB keine andere Wahl hat. Spätestens wenn der politische Druck zu groß wird und die Märkte wieder einbrechen. Handelt die EZB zu spät, nur halbherzig oder gar nicht, wäre ich sehr überrascht, wenn wir nicht Crash Teil 2 sehen. Dann bekommen wir historisch günstige Einkaufskurse.
Quelle: Auszug Investment Ideen vom 20.11.2011