Griechenland die nächste Bewährungsprobe?
Betrachtet man das Anlageverhalten vieler Privatleute, so scheint die Finanzmarktkrise längst abgehakt zu sein. Nach einer Statistik der Bundesbank zum Einlagengeschäft brauchen sich selbst Bankinstitute, die sich in der Krise nicht mit Ruhm bekleckert haben, um ein wachsendes Einlagengeschäft nicht zu beklagen.
Die „Generalamnestie“ des Staates für Beinahe-Pleiteinstitute setzt das Chance-Risiko-Kalkül außer Kraft. Hohe, nicht marktgerechte Zinsangebote locken die Anleger. Was soll schon passieren? Im Zweifel richtet es Vater Staat, mag so mancher denken. Der Fall Kaupthing Bank lässt grüßen. Doch wer rettet die Retter?
„Privatleute vertrauen fast jeder Bank“ titelt der lesenswerte Beitrag von Yasmin Osman im Handelsblatt (online) vom 11. Februar 2010. Die Autorin weist daraufhin, dass bei den Profis das Gedächtnis nicht ganz so kurz zu sein scheint. Die Genossenschaftsbanken, die die Finanzmarktkrise ohne staatliche Hilfen gut überstanden haben, erfreuen sich bei den Profis steigender Beliebtheit.
Mit dem Fall Griechenland zeichnet sich die nächste Bewährungsprobe ab. Wird die zügellose Ausgabenpolitik eines Staates alimentiert durch das übrige Europa? Hier gilt es abzuwägen zwischen einer kurzfristigen Rettung und deren langfristigen Folgen. Warum sollten sich die anderen Mitgliedsstaaten einer strengen Haushaltspolitik unterwerfen, wenn an anderer Stelle die Mittel mit offenen Armen ausgegeben werden?
Es darf keinen Freibrief geben. Die finanziellen Rettungsmaßnahmen müssen an strenge Bedingungen geknüpft werden, die langfristig einen verantwortungsvollen Umgang mit den knappen Ressourcen fördern. Ich habe meine Zweifel, dass die Politik diesen Weg konsequent gehen wird. Es ist kurzfristig einfacher, die Symptome mit frischem Geld und Solidaritätsbekundungen zu bekämpfen. Mit den Folgen darf sich die nächste Generation auseinandersetzen.
Wohin eine Trennung von Entscheidungsgewalt und Verantwortung führen kann, haben die Auswüchse der Finanzmarktkrise gezeigt. Nur wenn die Handelnden für ihre Taten voll verantwortlich sind und unmittelbar zur Rechenschaft gezogen werden, können solche Fehlentwicklungen begrenzt werden.